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AYAHUASCA IN DER ARGENTINISCHEN ZEITUNG LA NACIÓN: „Die inneren Pfade von Ayahuasca“ Bildnachweis: Maro Margulis

DAS MÄCHTIGE THERAPEUTISCHE POTENTIAL VON AYAHUASCA

Positive Berichte über den Nutzen dieser Pflanze aus dem Amazonas verbreiten sich.

Die Pflanze Ayahuasca stammt ursprünglich aus dem Amazonas-Regenwald, die Quechuas nannten sie „das Seil der Toten“. Ayahuasca ist keine Droge und einige Therapeuten beginnen dieses Pflanzenpräparat zur Behandlung von Traumata, Sucht, Störungen und akuten Depressionen zu nutzen, mit erstaunlichen Ergebnissen.

Ayahuasca hat die Aura eines Zaubertranks. Wer dieses Gebräu trinkt, kann sich in ein kosmisches Paradies versetzt fühlen oder aber auch das Gefühl haben, in kühle Unterwelten heruntergerissen zu werden. Die Ayahuasca erschien aus den Tiefen des Amazonas-Regenwaldes und die Bewohner dieser Region gaben ihr verschiedene Namen. Einige behaupteten, diese Infusion erlaube es ihnen, sich mit der Welt der Geister zu verbinden, als wäre sie ein bis ins Jenseits reichendes Lasso. Deshalb haben sie beschlossen, sie „Seil der Toten“ zu nennen. „Ayahuasca“ in ihrer Muttersprache Quechua.

Heute wird dieses jahrtausendealte Gebräu nicht mehr nur von den ursprünglichen Gemeinschaften des westlichen Amazonasgebiets genutzt, sondern es hat seinen Weg unter das Mikroskop von Ärzten und Psychiatern, Psychologen und Anthropologen gefunden. Das Ergebnis, das alle nach jahrzehntelangen Tests und Studien vereint, besagt, dass Ayahuasca ein mächtiges therapeutisches Potenzial besitzt. Starke Abhängigkeiten, akute Depressionen, Zwangsstörungen, emotionale Verletzungen durch den Verlust von geliebten Personen, Angstzustände, Problematiken in Bezug auf starken Stress, dies sind einige der am häufigsten auftretenden Pathologien in Zusammenhang mit der neuen Geschichte dieser Pflanze, welche als Teil einer alternativen Therapie eingesetzt wird.

Mónica ist eine systemische Psychologin. Sie verlor ihre Mutter als Kind und im Alter von 25 Jahren musste sie sich, währenddem sie eine Trennung überwand, dem Tod ihres Vaters stellen. Sie entschied sich eine psychoanalytische Therapie zu beginnen, welche schlussendlich acht Jahre dauerte. Eine Arbeitskollegin, auch Psychologin, erzählte ihr von Ayahuasca und schlug ihr vor, es auszuprobieren. „Als ich zum ersten Mal an einer Ayahuasca-Zeremonie teilnahm, hatte ich das Gefühl, dass die acht Jahre Psychoanalyse dort, in diesem Moment zusammengefasst wurden. Ich trug den Schmerz aufgrund des Tods meiner Eltern immer noch mit mir rum, obwohl ich glaubte, dass ich dieses Thema durch die Therapie verarbeitet hatte. Für mich war es eine Einsicht, ein Bewusstwerden vieler Dinge. Ich entdeckte, dass ich nicht alles so gut verarbeitet hatte, wie ich dachte. Irgendwie hatte ich mich an diesen Schmerz gewöhnt, aber er war immer noch da. In der Zeremonie spürte ich, dass ich meine Eltern endlich loslassen konnte.“

Kurz nach ihrer Begegnung mit Ayahuasca entdeckte Mónica, dass sie von ihrer chronischen Darmerkrankung geheilt worden war: „In einem Moment hallte ein Satz in meinem Kopf: «Hör auf so viel Angst zu haben», und das hat mich dazu gebracht über meine Ängste und meine Unsicherheiten zu lachen. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich keinen Reizdarm mehr. Aber ein paar Monate nachdem ich an der Zeremonie mit der Pflanze teilgenommen hatte, musste ich eine unglaublich schwierige Situation durchleben: Mein Bruder ist getötet worden. Da bin ich zusammengebrochen.“

Miguel R. ist 55 Jahre alt und hat bereits mehr als 20 Ayahuasca-Zeremonien geleitet. Er verfügt über akademisches Wissen in verschiedenen Gebieten der Psychologie, fühlt sich jedoch heute nicht einmal mehr mit dem Etikett „Therapeut“ wohl. Es genügt ihm, sich als „Guide oder Erlebniskoordinator“ vorzustellen. Es reizt ihn auch nicht sich öffentlich zu präsentieren, noch viel weniger da die Anwendung von Ayahuasca gemäss argentinischem Recht eine Gratwanderung zwischen Legalität und Verbot darstellt. Aus diesen Gründen ist Miguel auch nicht sein richtiger Name und er macht auch keine Angaben über den Ort, an dem er die Ayahuasca-Zeremonien durchführt. „Die Pflanze lässt dich erkennen, dass alles, von dem du glaubst, dass es auf eine bestimmte Weise ist, relativ ist – sagt Miguel – Sie bietet dir die Möglichkeit, die Dinge aus einer klareren Perspektive zu betrachten. Es ist so, dass fast alle Zeugnisse derjenigen, die Ayahuasca genommen haben, ähnlich sind: Neubewertung des Lebens, Selbstakzeptanz und Annäherung an die Dinge, die es wirklich wert sind. Und vor allem alles lockerer nehmen, ohne so viele Ansprüche. Diese neue Perspektive, die dir Pflanze gibt, aktiviert das berühmte Bewusstwerden.“

Aufgrund des Tods ihres einzigen Bruders empfand Monica, dass sie die Verbindung zur Welt der Lebenden komplett verloren hatte: „Es war als wäre ich in einem Koma … ich lag nur noch auf dem Sofa. Ich ass nicht, ich lächelte nicht, ich ernährte mich von Mate (typisch argentinischer Tee) und konnte nicht aufhören zu weinen. Meine Arbeit interessierte mich nicht mehr, es war mir alles egal.“ In den Tagen vor der Tragödie hatte sie eine Reise nach Peru gebucht, um an einem Retreat mit Ayahuasca-Zeremonien teilzunehmen. Eher aufgrund von Trägheit als echtem Interesse unternahm sie diese Reise und nahm an vier Sessionen mit Ayahuasca teil. „In diesem Retreat habe ich viele Dinge über den Tod verstanden. Ich habe verstanden, dass man in Wirklichkeit nichts verliert. Durch den Tod meines Bruders starb ein Teil von mir für immer, aber ich spürte gleichzeitig in meinem Inneren eine Wiedergeburt. Ich habe das Gefühl, dass ich der Pflanze genau zur richtigen Zeit begegnet bin, denn wenn nicht, weiss ich nicht, was mit meinem Leben passiert wäre.“

Für Miguel ist die Pflanze neutral, aber sie eröffnet den Zugang zur symbolischen Welt, in der es möglich ist traumatische Erlebnisse nochmals zu erleben und so zu beginnen sie zu verarbeiten: „Ayahuasca verstärkt alles. Mit anderen Worten, das, was du vermeiden möchtest, wird in einem solchem Ausmass verstärkt, dass es oft unerträglich wird. Die Einnahme der Pflanze bewirkt, dass das symbolische Denken, das heisst das metaphorische Denken, jedes Mal stärker aktiviert wird. Dadurch kannst du Facetten deines Lebens erkennen, verstehen und lösen. Ich erinnere mich an den Fall eines Mannes, der zu mir kam, um eine Erfahrung mit Ayahuasca zu machen. Sein 12-jähriger Sohn wurde, währenddem er auf dem Gehweg lief, von der Ladung eines Lastwagens erdrückt, was ihn auf der Stelle tötete. Nun, es ist interessant wie diese metaphorische Welt funktioniert und wohin sie eine Person führt. Dieser Mann konnte während der Session mit der Pflanze mit seinem Sohn kommunizieren. Dies sind subjektive innere Momente, aber sie verfügen über eine solche emotionale Kraft, dass die betroffene Person oftmals von jenem Schmerz befreit wird, der sie daran hinderte, ihr Leben zu leben.“ Monica erläutert, dass es sehr wichtig ist, alle jene Momente, zu welcher einem die Pflanze führt, in einen therapeutischen Rahmen einzubinden, um sie verarbeiten zu können: „Um all das aufzunehmen und zu verarbeiten, was die Pflanze dir gezeigt hat, ist die Anwesenheit eines Therapeuten, welcher den Prozess begleitet, notwendig. Es ist eine so heftige Erfahrung, dass immer die gleiche Frage aufkommt: Bin ich verrückt geworden?“ Eines der wichtigsten Dinge, welche Mónica aus ihrer Erfahrung mit der Pflanze mitnahm, ist die Tatsache, dass sie nicht im Leiden stecken blieb und lernte, ihre Familie, die nicht mehr bei ihr ist, loszulassen: „Das ist auch heute noch ein Thema in meinem Leben, aber ich fühle mich wohler. In gewisser Weise fühle ich mich kompletter. Wenn du unter dem Einfluss der Pflanze stehst, befindest du dich in einem Zustand voller Liebe und das ermöglicht dir über das Ego hinauszusehen. Und dann überträgst du das auf dein eigenes Leben, ohne die Notwendigkeit die Pflanze einzunehmen. Dieser Frieden, diese Harmonie, die mir die Pflanze übermittelt hat, hält bis heute an.“

 

DER TOD ALS BERATER

„Ich konsumiere keine Drogen“, war das erste, was Flora zu ihrem Therapeuten sagte, als er ihr vorschlug, als Teil der Behandlung an einer Ayahuasca-Session teilzunehmen. Kurz darauf, erfuhr sie, bei einer medizinischen Untersuchung aufgrund von Nierenproblemen, dass sie Krebs hatte. „Die Nachricht hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwei kleine Kinder und der blosse Gedanke daran, dass ich sterben würde, liess mich in Tränen ausbrechen.“ Nach verschiedenen erneuten Tests wurde jedoch eine Fehldiagnose festgestellt. Aber das falsche Gutachten hatte Floras emotionale Gesundheit bereits beeinträchtigt. „Ich erschrak ab meiner eigenen Reaktion. Ich wusste nicht, dass ich so aus dem Gleichgewicht geraten konnte. Und dann erwähnte mein Therapeut erneut die Ayahuasca-Session. Es ist der richtige Moment, sagte er mir.“

Die Pflanze arbeitet nicht nur auf psychischer Ebene, sondern auch auf der körperlichen. Eine ihrer bedeutendsten Eigenschaften ist die reinigende Wirkung auf den Körper. Erbrechen, Durchfall, unaufhaltsames Weinen, dies sind die üblichen Wirkungskanäle. Das Ergebnis besteht nicht nur in einer grossen Erleichterung: Alle berichten über ein unvergleichliches Gefühl von Wohlbefinden und Kraft am Ende der Session.

Der spanische Anthropologe und Psychotherapeut José Fericgla, ein Pionier in der Erforschung von Entheogenen zu therapeutischen Zwecken, fasste in einer seiner zahlreichen Schriften die Auswirkungen der Pflanze auf unser Gehirn wie folgt zusammen: „Ayahuasca aktiviert biologische Schaltkreise und Mechanismen, welche uns erlauben neue Verbindungen in unserem Gehirn herzustellen. Was bekommen wir von diesen neuen Verbindungen? Vieles, sie sind die strukturelle Basis unserer Existenz. Man kann sagen, dass sie als Betriebssystem fungieren, welches unser Verhalten beherrscht, [die Ayahuasca] wirkt wie ein mächtiges Werkzeug, das es uns ermöglicht, unser Wesen in Richtung eines Zustands der Ruhe und inneren Kraft umzuprogrammieren.“

Miguel ist der Meinung, dass Ayahuasca zu einer so extremen Konfrontation mit sich selbst führt, dass die Möglichkeit, das was „Identität“ genannt wird aufrechtzuerhalten, praktisch gleich Null ist: „Es erfolgt eine Änderung deiner Verhaltensmuster. Du verfügst über einen mentalen Plan, welcher dich auf eine bestimmte Weise definiert, dich fühlen lässt, wer du bist und es gibt eine Struktur, welche diese Vorlage begleitet. Was passiert, wenn sich das zu verändern beginnt? Diese Veränderung, die in deiner Psyche auftritt, wird sich natürlich auf deinen gesamten Organismus auswirken.“

Einer der wichtigsten Einwände der Schulmedizin bezüglich der Anwendung von Ayahuasca, ist genau dieser Schockeffekt, den sie in der Psyche hervorruft, welcher unvorhersehbare Folgen haben könnte. Einige Spezialisten aus den Gebieten der Psychiatrie und der Psychoanalyse argumentieren, dass diese Abfolge von mentalen Bildern, die sich während der Einnahme der Pflanze abspielt, so überwältigend und belastend sein kann, dass sie einen emotionalen Zusammenbruch und in manchen Fällen einen psychotischen Schub auslösen kann. „Dies sind extreme Fälle – sagt Miguel – bei denen es wahrscheinlich ist, dass die Person bereits mit einem präpsychotischen Zustand kommt. Bei vorbestehenden schweren psychischen Symptomen, ist diese Erfahrung nicht zu empfehlen.“

Für Flora war die schwerwiegendste Krankheit, unter der sie litt nicht ihr Nierenproblem, sondern ihr Kontrollzwang. „Ich war schon immer sehr organisiert. Ich musste auf meine Eltern aufpassen, seit ich ein kleines Mädchen war, weil sie sehr alt waren.“ Die Rolle, die sie in ihrem Leben einnehmen musste, war laut Flora, verantwortungsbewusst, gehorsam und zuverlässig zu sein. „Während einer Zeremonie habe ich die für mich schwierigste Trance von allen durchgemacht. Ich hatte das Gefühl, ich würde sterben. Es war eine Empfindung, die so lebendig und so real war, dass ich wirklich fühlte, dass ich sterben würde. Aber diese Panik vor dem Tod, war meine extreme Angst vor dem Kontrollverlust, davor die Kontrolle über etwas zu verlieren. Ich erlebte, dass schlussendlich keine Kontrolle existiert. In meiner Erinnerung ist diese Erfahrung etwas Schreckliches, aber gleichzeitig eine meiner besten Erfahrungen mit Ayahuasca.“

Hernán ist Floras Partner und nimmt bereits seit sieben Jahren mit ihr an den Ayahuasca-Zeremonien teil. Er beschloss, sie bei dieser Erfahrung zu begleiten, als er die bemerkenswerten Veränderungen bemerkte, die die Pflanze bei Flora bewirkt hatte: „Als sie nach der ersten Zeremonie nach Hause kam, spürte ich, als sie mich umarmte, eine sehr vitale und mächtige Energie. Ich spürte, dass wir diese Erfahrung teilen müssen, um unseren Kern zu vertiefen.“ Die positive Wende, die die Pflanze bei seiner Partnerin bewirkte, brachte Hernán auch dazu, gewisse Vorurteile gegenüber Ayahuasca zu überwinden: „Ich hatte das Gefühl, dass dies Teil von einem anderen Kontext ist, der ausschliesslich zu den Gemeinschaften des Amazonas gehört. Etwas sehr Fremdes für mich. Heute habe ich das Gefühl, wenn diese Pflanzen den Weg zu uns finden, dann ist es, weil, sie uns etwas sehr Wichtiges lehren wollen.“

Der zeremonielle Rahmen, in dem die Einnahme von Ayahuasca stattfindet, ist ein grundlegender Faktor, um mit den Auswirkungen fertig werden zu können. Die Zeremonie dauert normalerweise rund sechs Stunden. Die Ikaros oder Lieder, die während der gesamten Erfahrung gesungen werden, spielen eine entscheidende Rolle bei der Zeremonie: „Die Gesänge arbeiten auf eine Weise, dass sie die Pflanze in dir zum vibrieren bringen und dich gleichzeitig beruhigen – erklärt Miguel – Durch Gesänge kann man Einfluss auf die Person nehmen, sodass sie sich in dieser Trance geschützt, begleitet, umsorgt und geliebt fühlt.“ Miguel erklärt weiter, dass Personen, die an einer schweren psychischen Erkrankung, wie Schizophrenie oder an Hypertension und Herzproblemen leiden, Ayahuasca nicht einnehmen sollten. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Leiter der Session diese Informationen über die Personen, die an der Zeremonie teilnehmen werden, besitzt. „Man befragt sie über ihr Leben, ihre momentane Situation, ihre Motivation für die Einnahme, ihre Erwartungen. Und man vermittelt ihnen Werkzeuge, damit sie diese Trance auf eine gute Art erleben können. Ein Werkzeug ist, ihnen zu sagen: Glaube nicht, was dein Kopf dir sagt. Denn deine Gedanken werden sich so sehr verstärken, dass du das Gefühl hast, dass sie dein Inneres durchbohren. Höre den Liedern zu, konzentriere dich auf deine Atmung.“

Sowohl Flora als auch Hernán glauben, dass Ayahuasca auch ihr Familienleben bereichert hat. Als Eltern von zwei vorpubertären Kindern teilen sie nach jeder Zeremonie ihre Erfahrungen mit ihnen und sprechen darüber. „Wir haben unseren Kindern nie verschwiegen, dass wir Ayahuasca einnehmen“, sagt Hernán. Vom ersten Moment an erklärten wir ihnen, dass wir an einer Zeremonie teilnehmen werden, bei der man einen Tee aus einer Pflanze trinkt, die bestimmte Eigenschaften und Wirkungen hat. Wir haben ihnen die Wahrheit gesagt. Ausserdem haben sie selbst beobachtet, wie unsere familiären Bindungen während dieser ganzen Zeit gestärkt wurden, wir sind toleranter und verständnisvoller geworden.“

 

NEUROSE ODER INTEGRITÄT

„Als ich 17 war, begann ich abzustürzen und ich konnte das erst letztes Jahr aufhalten. Ich bin jetzt 26. Durch den Konsum wurde ich gewalttätig. Ich war sehr verrückt, konnte Alkohol nie geniessen. Es endete immer alles in der Scheisse. Einmal stürzte ich völlig betrunken und schlug mir den Kopf auf, vier Stiche waren nötig. Ich kann mich nicht erinnern, wie es war. Es war sehr kompliziert.“ Juan rekonstruiert Eindrücke aus seiner jüngsten Vergangenheit, stellt jedoch sofort klar, dass er nicht auf der Suche nach etwas war, um sich von seiner Alkoholabhängigkeit zu heilen. Die Pflanze, sagt er, habe einfach seinen Weg gekreuzt.

Auf Rat eines Freundes, der bereits Ayahuasca eingenommen hatte, wandte er sich an ein therapeutisches Zentrum, in dem Zeremonien mit Ayahuasca durchgeführt werden. „Ich habe die erforderliche Diät gemacht, ich habe leicht gegessen und es ausgehalten keinen Alkohol zu trinken.“ Mehr aus Neugierde als aus einem Bedürfnis nach Hilfe, beschloss er es auszuprobieren.

„Wenn man über Abhängigkeiten von bestimmten Substanzen spricht, muss man zuerst sagen, dass unsere Kultur völlig süchtig ist – erklärt Miguel – Süchtig nach Verlangen, nach Konsum, nach Gedanken, nach Büchern. Und diese Sucht beruht auf diesem alten existenziellen Vakuum, das gefüllt werden muss, egal wie: Mit Dingen, Verhaltensweisen und auch mit Drogen. Was ich beobachtet habe, ist, dass Ayahuasca die Obsessivität reduziert. Die Pflanze dringt in dich ein, hinterlässt einen Eindruck und zieht sich zurück, sonst nichts. Sie hinterlässt keine Rückstände, aber der Eindruck bleibt und je nachdem, wie du damit umgehst, wird er dir dienen.“

Nach der ersten Begegnung, die Juan mit der Pflanze hatte, setzte er den Alkoholkonsum fort, aber während der Einnahme spürte er zum ersten Mal, wie es sich anfühlt, sich wirklich rein zu fühlen: „Dieses Gefühl von Reinheit war sehr stark. Was mich am meisten beeindruckte, war eine Art Glanz auf dem ganzen Körper zu fühlen, etwas sehr Fassbares. Und ich entdeckte auch, dass sich, nach dem ersten Glas Bier, das ich trank, der Glanz trübte. Das ging ein paar Monate so, ich hörte auf zu trinken und begann wieder, bis ich schliesslich beschloss, definitiv mit dem Trinken aufzuhören.“

Während diesem Prozess, der etwas mehr als ein Jahr dauerte, musste sich auch Juan dunklen Bereichen stellen, die während einiger Zeremonien zum Vorschein kamen, aber dafür ist er auch dankbar: „Es ist als ob Ayahuasca dich vollständig scannen würde. – sagt Juan – Du verlässt die Zeremonie und weisst, was in deinem Körper vorgeht. Mir erschienen sehr detaillierte Bilder davon, was mit meiner Leber passiert, wenn ich Alkohol konsumiere, ich sah wie beschädigt sie war. Es ist auch eine Schulung, in der du lernen kannst, diese Dunkelheit wahrzunehmen, denn die Pflanze bewirkt eine Simulation: Du bist nie wirklich in der Hölle, es sind nur Empfindungen.“

Für Miguel ist die grösste Pathologie, die es gibt und an der wir alle leiden, die Neurose. Fast alle psychischen Erkrankungen, so sagt er, entstehen, da wir zwischen den Polen der Begierde und der Angst gefangen sind, extreme Momente, die zu einem zersplitterten Leben führen. „Darüber hinaus besteht ein hoher sozialer Druck, sodass sich diese Mechanismen in dir entfalten“, fügt er hinzu. Vielleicht ist deshalb das Wort, das bei denjenigen, die ihre Erfahrung mit Ayahuasca gemacht haben, am meisten nachhallt, Integrität. „Kurz gesagt, wir reden immer darüber, wie wir uns selbst heilen können – sagt Miguel -die Pflanze ist eine grosse Hilfe, damit dein Gefühl der Integrität wächst, sich entwickelt, dein Körper von Blockaden befreit wird und du diese ganze Scheisse, die dich erstickt, loswerden kannst.“

 

WARUM AYAHUASCA NICHT ALS DROGE BETRACHTET WIRD

Es ist bekannt, dass die erste Verbindung von Ayahuasca, DMT, eine endogene Substanz des menschlichen Körpers ist, das heisst, sie wird von unserem eigenen Organismus produziert. Zudem wird keine Abhängigkeit erzeugt, es existieren keine Berichte über Sucht oder zwanghaften Konsum. Aus diesem Grund kann Ayahuasca, im Sinne der Klassifikation anderer Substanzen, welche Suchtverhalten erzeugen, nicht als „Droge“ betrachtet werden. Im Gegenteil, Ayahuasca wird heutzutage zur Behandlung von Abhängigkeiten von harten Drogen, wie Heroin, Kokain und Alkohol eingesetzt. Das bekannteste Rehabilitationszentrum auf diesem Gebiet ist das Takiwasi in Peru, welches von Jacques Mabit, einem der Gründer von Ärzte ohne Grenzen, geleitet wird.

In den 1990er Jahren weitete sich das Interesse an der Untersuchung der Wirkung dieses tausendjährigen Gebräus auf die menschliche Gesundheit auf verschiedenste Länder aus, sowohl in Amerika als auch in Europa. Die Untersuchungen des amerikanischen Psychiaters Charles Grob in Brasilien, die des Anthropologen José Fericgla in Ecuador und der wissenschaftliche Kongress, welcher der Psychologe Ralph Metzner in den USA in den 90er Jahren veranstaltete, hatten eine erste Ayahuasca Weltkonferenz zur Folge, welche 2014 in Spanien stattfand und Wissenschaftler, Psychologen, Anthropologen und Juristen aus der ganzen Welt zusammenbrachte.

 

Von: Juan Mendoza

 

URSPRÜNGLICHER ARTIKEL DER ZEITUNG LA NACIÓN:

https://www.lanacion.com.ar/2080708-los-nuevos-usos-de-la-ayahuasca

 

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Alberto José Varela

Fundador de empresas y organizaciones; creador de técnicas, métodos y escuelas; autor de varios libros. Estudiante autodidacta, investigador y conferencista internacional, con una experiencia de más de 40 años en la gestión organizacional y los RRHH. Actualmente crece su influencia en el ámbito motivacional, terapéutico y espiritual a raíz del mensaje evolutivo que transmite.

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