ABLEHNEN IST ZU KÄMPFEN, ZU ZERSTÖREN UND DURCH LANGSAME FOLTER ZU TÖTEN.
Die Würde ist nichts, das wiedererlangt wird indem du lediglich eine Therapie machst oder irgendeine entheogene Substanz einnimmst. Es ist das komplexeste Unterfangen der menschlichen Evolution.
Eine Leserin des Blogs (sie ist auf dem Titelbild) schrieb mir, dass sie ungefähr 20 Mal den ersten Teil dieses Blogeintrag über die Ablehnung und die Schuld gelesen hat. Und sie sagte mir: „Ich bin nun bereit für den zweiten Teil”. Dafür bereit zu sein für das was kommt, ist es nicht zu sein, denn um dieses Thema anzugehen ist es notwendig nicht bereit zu sein; ich beziehe mich auf die Tatsache nicht zu wissen, woher die neuen destruktiven Meteoriten des Teils der Konditionierung der uns leiden lässt, kommen werden.
Das Ausmass an Scham, das wir in unserem eigenen Wesen haben, verrät die Dimensionen des Problems der Unwürdigkeit und der daraus resultierenden Ablehnung. Die Rückreise zu einem reinen Zustand der Akzeptanz ist beschwerlich und lang, wir müssen einen kompletten Prozess der tiefgreifenden Heilung durchleben, um die Wunde der Ablehnung zu überwinden; andererseits war der Weg auf dem wir ursprünglich zum Kennen und Erfahren der Ablehnung gelangten einfach und sehr kurz. Wieso ist es wohl, dass das Erlernen der Ablehnung viel schneller und direkter ist als die Wiedererlangung der Akzeptanz? Dies ist die erste Frage, die wir uns beantworten müssen um vorwärtsgehen zu können. Einzutreten ist leichter als herauszugehen. Hinaufzusteigen ist leichter als herabzusteigen. Zu geben ist leichter als zu empfangen. Einzusetzen ist leichter als zu entfernen. Zu verschmutzen ist viel leichter als zu reinigen. Wegzunehmen ist leichter als zurückzugeben. Das Ja ist viel leichter als das Nein. Unterwürfig zu sein ist viel leichter als zu dominieren. Zu verlieren ist viel leichter als zu gewinnen. Wenn wir dieses Gesetz des disproportionalen Schwierigkeitsgrads verstehen, könnten wir alle existierenden Ungleichgewichte verstehen, aber zurzeit will ich mich nur auf die Tatsache ausrichten, dass abzulehnen viel einfacher ist als zu akzeptieren.
Was ist Ablehnung? Das Einfachste ist, zu denken, dass es Nicht-Akzeptanz ist. Aber die Bedeutung ist viel komplexer bei den Dingen die leichter geschehen. Ein Beispiel dafür ist, dass es viel leichter ist einen Unterwürfigen als einen Dominanten zu definieren. Daher besteht im Definieren der Ablehnung das erste Geheimnis, um sie schrittweise zerstückeln zu können bis sie vollständig zerlegt ist. Ablehnung bedeutet zerstörerischer innerer Krieg. Es ist ein tiefer Groll auf die Welt, die Anderen, das Leben und die Existenz.
Man kann viele Sachen ablehnen, den Körper und andere Sachen die peripher sind, zum Beispiel bestimmte Typen von Personen, manche konkreten Situationen, Verhaltensweisen; es gibt andere einfachere Ablehnungen, wie zum Beispiel in Bezug auf Geschmacksrichtungen oder Aromen, Farben oder Klänge; die Kunst des Ablehnens bietet uns viele verschiedene Möglichkeiten; das Interessanteste ist, dass jede Person ihre eigene Ablehnung beliebig gestaltet und auf bestimmte Ziele ausrichtet; dies gibt uns Hinweise in Bezug auf die Wurzeln oder auf den Ursprung von dem sie kommt, und das ist eine intuitive Besonderheit, die sich entwickeln kann, wenn man aufhört abzulehnen, aber niemals früher, denn um die Ablehnung objektiv zu betrachten, muss man sie von aussen beobachten. Von innen heraus existiert keine Beobachtung. Zum Beispiel: Wer misstraut, kann das Misstrauen nicht beobachten. Daher ist es eine gute Idee, die Ablehnung überwinden zu wollen.
Ich befinde mich in diesem Wirrwarr der Vertiefung in die Ablehnung und deshalb überlege ich so viel hin und her. Es gibt eine Ablehnung, die wesentlich oder zentral ist und die auf den Kern der menschlichen Existenz ausgerichtet ist, es ist die Ablehnung von sich selbst gegen sich selbst; die eigene Art zu Sein abzulehnen, ist jenes abzulehnen was ist. In diesem Fall werden nicht nur die Formen oder das Äußerliche abgelehnt, sondern der Kern, das Innere. Es ist wie den Ursprung abzulehnen. Das eigene Wesen abzulehnen ist ein Unglück, dass durch eine Reihe von zusammentreffenden Unfällen erzeugt worden ist.
Die Ablehnung ist eine Energie der Feindschaft, des Zorns, des Nonkonformismus, des Ekels, des Kummers; die den Groll, den Hass und das Bedürfnis nach Rache braucht um sich zu ernähren und ihre Existenz zu verewigen; dadurch zieht sich die Ablehnung nie zurück, der Mensch der sich ablehnt, wird sich nie an das was er ablehnt anpassen wollen, er ist ein Aussenseiter. Fast alle angepassten Personen sind jene, die oberflächlich die Dinge so akzeptieren wie sie sind, um keine Konflikte einzugehen, aber hinter dieser Pseudoharmonie mit den Dingen und Personen ist etwas versteckt, dass wenn es entdeckt wird als erstes ABLEHNUNG erzeugt.
Eine Person, die sich tatsächlich akzeptiert, ist freundschaftlich, freundlich, dankbar; sie geniesst und erfreut sich am Leben und am Erlebten, sie hat es nicht nötig mit jemandem zu kämpfen, sich zu beklagen oder zu protestieren, aber es sind sehr wenige und es ist sehr schwierig sie zu finden. Warum gibt es so wenig Leute, die sich zu 100 % und wahrhaft akzeptieren? Was haben wir Menschen getan, um so viele Personen hervorzurufen, die sich ablehnen?
Jedes Baby kommt verängstigt zur Welt angesichts einer unbekannten Wirklichkeit in der es nicht mehr mit der Mutter verbunden ist, sondern es sehen und alles aus seinem eigenen Blickwinkel wahrnehmen kann. Das “Selbst” beginnt sich unmittelbar nach dem Geboren werden zu entwickeln. Die Grundlage der Psychoemotionalität eines Kindes besteht aus einer Variable von Akzeptanz und/oder Ablehnung. Es sind die zwei Materialien aus denen die Struktur oder das Fundament der Persönlichkeit gebaut wird. Wie lange wird das Baby brauchen um zu bemerken, dass es abgelehnt wird? Welches Ausmass erreicht die Intensität der Ablehnung, die es erlebt?
Wenn die Komponente der Ablehnung sich im Leben eines neuen Lebewesens in den Vordergrund stellt, wird dieses viele Probleme erleiden, welche unbekannt sind für die, deren wesentliche Komponente die Akzeptanz war. Viele Babys kommen schon mit der Wahrnehmung zur Welt, dass seine Mutter es ablehnt oder mit dem Verdacht, dass die ganze Welt es ablehnen wird, dies stammt von den Gedanken der Mutter, da jeder Fötus die Gefühle, Gedanken und Erlebnisse der Mutter dekodiert. Im mütterlichen Bauch gibt es nur Reinheit, in der man vielfältige Eindrücke aufnehmen kann. Die Mehrheit von Babys kommen zur Welt mit dem Zweifel: Werden sie mich akzeptieren oder werden sie mich ablehnen? Dieser Zweifel kommt vom mütterlichen Bauch und von dem was sie von der Mutter wahrgenommen haben.
Die Akzeptanz steht in Verbindung mit dem Leben und die Ablehnung mit dem Tod. Aber wenn die Ablehnung sich auf das Leben überträgt, entsteht die Akzeptanz des Todes. Wenn das Kind wahrnimmt, dass seine Mutter es ablehnt, lernt es innerhalb desselben erhaltenen Paketes, die Frau, das Leben und die Nahrung abzulehnen. All dies kommt von der Mutter.
Das Parfum ist ein Roman, der die Geschichte eines Parfümeurs erzählt, der ein Parfüm schafft, welches eine unbeherrschte und unendliche Akzeptanz erzeugt. Aber dieser Parfümeur kam von einer Kindheit mit einem gigantischen Ausmass an Ablehnung. Er widmete sein ganzes Leben der Kreation eines Parfüms, welches es ihm ermöglichte von allen akzeptiert zu werden. Auf die gleiche Art versucht jeder, der Ablehnung erlebt, etwas zu erschaffen, um das Unmögliche wahr zu machen und so akzeptiert werden zu können. Eines dieser wunderbaren Dinge, das diese abgelehnten und sich selbst ablehnenden Wesen erschaffen, besteht darin, sich auf einen Weg der Heilung zu begeben, um die bedingungslose Akzeptanz zu erreichen. Wenn du eines dieser Wesen bist, dann können wir mit dieser Entwicklung fortfahren, wenn nicht kannst du es hier und jetzt sein lassen.
Die Ablehnung ist die originale Wunde, sie ist das Wort, welches das Grundtrauma definiert. Es wird gesagt, dass unter anderem Vernachlässigung, Verlust, Verrat, Demütigung oder Urteil traumatische Erfahrungen sind und alle diese Erfahrungen sind verschiedene Arten die Ablehnung wahrzunehmen. Aber es gibt weitere Arten von unterschiedlichen Erfahrungen, zum Beispiel: Überbehütung, Erwartung, Forderung oder Herablassung; alle diese sind auch verschiedene Arten die Ablehnung zu dekodieren.
Wenn du diese Art und Weise dieses Thema anzugehen nicht ablehnst, bitte ich dich den nächsten Blogeintrag, den dritten Teil dieses Themas, zu akzeptieren, welchen ich in wenigen Tagen publizieren werde. Ich trage ihn seit vielen Jahren fertig geschrieben in mir, aber es fällt mir schwer die richtigen Worte zu finden.
Ich bitte dich, dass wenn du Gedanken zu diesem Thema hast, die du mit mir teilen möchtest, dass du mir bitte am Ende dieses Blogeintrags schreibst. Vielen Dank.
Alberto José Varela