DAS GANZE LEBEN ALS SKLAVE EINER EMOTION VERBRINGEN?Freiheit ist die Befreiung von der Angst vor dem Sterben.Chronik eines spirituellen Vagabunden (3. Teil, 7. Januar)
Die Überwindung der Angst ist die wichtigste Herausforderung, die wir in diesem Leben annehmen können. Genauer gesagt handelt es sich um die Angst vor dem Sterben, denn dies ist die grösste aller Ängste. Durch die Überwindung dieser Angst wirst du frei sein, niemals zuvor. Erst dann fängst du an zu leben. Es gibt zwei Gruppen von Menschen. Eine Gruppe besteht aus denjenigen, die Angst haben, dies sind 99% der Bevölkerung. Die zweite Gruppe sind die restlichen 1% und auch diese Menschen haben Angst. Beide Gruppen haben die gleiche Angst, sie scheinen gleich zu sein, aber der bedeutende Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist ihre Haltung in Bezug zur Angst. Es ist nicht die Angst, die sie unterscheidet, sondern wie sie mit dieser Angst umgehen. A. Huxley sagte: „Erfahrung ist nicht das, was einem zustösst. Erfahrung ist das, was man aus dem macht, was einem zustösst.“ Was machst du aus deinen Ängsten? Die grössere Gruppe ist diejenige, die sich aufgrund der Angst selbst blockiert, stillsteht, nichts wagt, sich verhärtet und nicht mehr weitermacht, die Angst lähmt sie, es ist die Gruppe der Feiglinge, die grosse Mehrheit. Die andere Gruppe unterscheidet sich dahingehend, dass sie angesichts der Angst, die eine gegebene Situation bei ihnen auslösen kann, nicht stillsteht, nicht zweifelt, nicht hängen bleibt, sondern weitermacht. Sie zittern vor Angst, wie die Menschen der anderen Gruppe, aber sie geben nicht auf, gehen weiter in Richtung der Angst, durchqueren sie, gehen Schritt für Schritt weiter in die Dunkelheit ihrer Ängste hinein. Das sind die Mutigen, welche von Mut erfüllt sind. Ein spiritueller Vagabund gehört zu dieser letzteren Gruppe. Er hat sich für die Freude gefährlich zu leben entschieden und vertraut darauf, dass die gesamte Existenz in jedem Moment bei ihm sein wird. Er unternimmt die Reise des Lebens mit der klaren Vorstellung, dass er in Richtung Tod reist und er sich diesem immer weiter nähert, deshalb liebt er den Tod und lehnt ihn nicht ab. Er akzeptiert den Tod, als Teil des Lebens. Für einen spirituellen Vagabunden ist der Tod sein letzter und bester Liebhaber, mit welchem er den grössten aller Orgasmen haben wird, weil dadurch alles sterben wird, was nicht ist. Das Leben ist eine Reise in Richtung Tod. Vom Moment unserer Geburt an, beginnen wir uns dem Tod anzunähern, Tag für Tag, von Moment zu Moment, jeden Augenblick ein bisschen näher. Mit jedem Schritt, den wir machen, begleitet uns der Schatten des Todes und die daraus resultierende Angst, uns dem Tod zu stellen. Die Essenz der AngstDie Angst vor dem Tod ist keine Angst vor dem Tod, sondern Angst vor dem Leben. Es ist keine Angst vor dem Ende der Existenz, sondern die Angst nicht gelebt zu haben, bevor man stirbt. Wie kann ich sterben, wenn ich noch nicht genug gelebt habe? Wie kann das Ende kommen, wenn ich noch nicht alles getan habe, was ich wollte? Wie oft fragen wir uns: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Aber warum fragen wir uns nicht besser: Gibt es ein Leben vor dem Tod? Hinter der Angst vor dem Tod verbirgt sich eine andere Realität: Wenn ich sterbe, ohne gelebt zu haben, habe ich meine Möglichkeit vergeudet. Aber wenn ich beschliesse zu leben, das Leben zu leben, es intensiv zu leben, werde ich mich meiner eigenen Wahrheit, dem was ich bin und fühle und dem Bedürfnis frei zu sein, um leben zu können, stellen müssen. Deshalb verbirgt die Angst zu leben auch eine andere, noch viel tiefgreifendere Angst, die Angst vor der Freiheit. Wieso macht uns die Freiheit so viel Angst? Frei zu sein bedeutet, sich selbst zu sein, so zu sein, wie man wirklich ist. Genau auf diese Weise offenbart sich die Wahrheit über den Ursprung aller Angst: Hinter der Angst vor der Freiheit verbirgt sich die Angst, sich selbst zu sein. Um dies zu tun, müssten wir uns der Ablehnung einer ganzen Gesellschaft stellen, einer Gesellschaft, zu der wir gehören und in der wir gelernt haben, uns aufgrund der Angst zu prostituieren. Während unserem gesamten Bildungsprozess haben wir gelernt zu lügen, zu täuschen, aufzuhören authentisch zu sein und uns so zu zeigen, wie andere uns sehen wollen. Wir wissen, dass wir in der Sklaverei leben, die Erwartungen anderer erfüllen zu wollen und wir machen ein grossartiges Geschäft, das darauf basiert, die Erwartungen anderer zu erfüllen, um die eigenen zu befriedigen: Anerkannt und akzeptiert zu werden. Sich selbst zu sein ist das Schwierigste, was wir uns vornehmen können, aber es ist auch der Schlüssel zur Freiheit, zum Leben und zur Überwindung der Angst vor dem Sterben. An dem Tag, an dem wir es wagen, uns selbst zu sein, fallen alle Ängste in sich zusammen. Dieser Moment bringt ein unwichtiges Risiko mit sich: Abgelehnt oder verurteilt zu werden. Sich selbst zu sein ist eine grossartige Entscheidung. Und obwohl dies garantiert einen Angriff von einer Gesellschaft mit sich bringt, die uns nur als „normale Schäfchen im Stall“ sehen will, werden wir in unserem wilden Herzen eine tiefe Akzeptanz spüren, wir werden uns zum ersten Mal wohlfühlen und werden beginnen uns selbst zu akzeptieren. Es kann sein, dass andere wütend werden, aber in Wirklichkeit werden sie nicht wütend auf uns sein, sondern auf sich selbst, auf diesen feigen Teil, dem sie zuhören und der sie blockiert, dieser Teil, der sie daran hindert, sich in Richtung Freiheit zu bewegen. Die Angst existiert nicht wirklich, sie ist eine Erfindung unseres Verstands. Die ursprüngliche instinktive Angst, welche dazu da ist, um uns von lebensbedrohlichen Situationen fernzuhalten, ist zu psychologischer Angst geworden, das heisst, jedes Mal, wenn unser ICH in Gefahr läuft, zu sterben, angegriffen oder abgelehnt zu werden, aktiviert es sich und blockiert unsere scheinbar lebensbedrohlichen Handlungen. Osho sagt: “In einem Zustand des Nicht-Ichseins überwinden wir die Angst zu sterben, da das Einzige, das stirbt, das ICH ist”. Das Ich ist, was wir nicht sind, doch als Menschen leben wir im ICH und deshalb wissen wir nicht, wer wir sind und wollen, dass die ganze Welt uns anerkennt, akzeptiert, uns applaudiert, lobt, oder dass wir zumindest nicht zurückgewiesen werden. Das ist unser ganzes Streben. Doch wenn jemand sein Ich transzendiert, beginnt er zu wissen, wer er ist, und es geschieht eine Entspannung im eigenen Sein, da man zu Sein beginnt und somit aufhört sich um Ruhm, Image und Prestige zu sorgen, es spielt keine Rolle mehr, was die anderen über einem denken oder sagen, man weiss ja jetzt, wer man ist und benötigt keine externen Meinungen. In einer Geschichte eines Sufi-Mystikers klopft ein spiritueller Vagabund an die Tür eines sehr reichen Mannes und wollte nur ein bisschen Essen. Als der reiche Mann ihn sah, sagte er zu ihm: “Niemand hier kennt dich. Wie kannst du es wagen, um etwas zu bitten, wenn ich dich nicht kenne? Der Derwisch antwortete: “Aber ich kenne mich selbst, wie traurig wäre es, wenn die ganze Welt mich kennen würde und ich mich nicht. Und allein deshalb, weil ich mich kenne, kann ich dir in die Augen schauen und dich um Hilfe bitten, ohne Scham und ohne mich dir unterlegen zu fühlen. Du und ich befinden uns auf dem gleichen Weg in Richtung Tod, es gibt keinen Unterschied in Bezug auf unser Ziel, nichts und niemand wird diese Realität aufhalten können und wenn du dich selbst noch etwas besser kennen würdest, könntest du feststellen, dass dir alle deine Besitztümer nicht helfen, deine Angst vor dem Tod zu überwinden.” Der reiche Mann fühlte sich in seiner eigenen Schwäche überrascht und bat den Derwisch: “Sag mir bitte, wie kann ich die Angst vor dem Tod überwinden?” Daraufhin antwortete der Derwisch: “Indem du lebst, wenn man einfach nur das Leben lebt, dann verliert man die Angst vor dem Sterben. Du lebst nicht, du passt nur auf deine Besitztümer auf. Zu leben, um Dinge anzuhäufen, bedeutet im Leben tot zu sein.” Eines Nachts im kolumbianischen Dschungel waren wir als Gruppe unterwegs, nachdem wir mitten im Urwald Ayahuasca zubereitet hatten. Es war bereits Nacht und man sah überhaupt nichts, man hörte nur unerkennbare Geräusche, wir traten auf weichen und unvorhersagbaren Boden, es war angsteinflössend…wir waren von Gefahr umgeben, und in diesem Moment fragte ich den Taita Alfredo: “Wenn Sie alleine hierher kommen, was machen Sie, wenn Sie die Angst überkommt?” Und er antwortete mir: “Was ist das? Ich höre, dass andernorts viel über die Angst gesprochen wird, aber ich weiss nicht, was das ist.” Diese Männer, die im Dschungel leben und seit ihrer Kindheit die gefährlichsten Situationen bestehen, lernen, sich bewusst zu werden, dass die Angst nicht existiert für jene, die sich auf ihrem Lebensweg nicht aufhalten lassen. Dass das “Schlimmste”, was ihnen passieren kann, der Tod ist, doch sie betrachten ihn als Freund, als Neuanfang eines anderen Lebens. Diese Schamanen aus dem Amazonas lehrten mich, dass ein spiritueller Vagabund Mut haben muss. Mut bedeutet, trotz der Angst weiter voranzugehen. Bei der Einnahme dieser althergebrachten Heilmittel, gibt es viele Leute, die darum bitten, die Angst zu besiegen oder zu überwinden, doch wenn Ayahuasca den inneren Meister aktiviert, spricht dieser mit einer weichen und tiefen Stimme und antwortet mit bestechender Schlüssigkeit: “Ich kann dir nicht helfen, etwas zu überwinden, das nicht existiert.” Diese Stimme, welche aktiviert wird, ist die Stimme der Existenz und die innere Stimme eines Menschen voller Göttlichkeit, der mit jedem Schritt, den er trotz der Angst vorangeht und mit immer grösserem Mut, sieht, wie die Angst verschwindet. Der Feigling hört auf seine Ängste und gehorcht ihnen, mit der Zeit wird er von Zorn erfüllt, der zu Gewalt gegen sich selbst und gegen andere führt. Doch der Mutige lässt seine Ängste links liegen, geht voran, nichts hält ihn auf und so wird er von Kraft und Liebe erfüllt. Die Angst ist das Signal, das uns den Weg der Freiheit zeigt. Durchquere sie, und sie verschwindet. Wenn die Angst geht, erblühen die Liebe und die Freiheit. Alberto José Varela |
2020 WAR DAS KONFRONTIERENSTE JAHR IN DEM WIR AM MEISTEN KREIERT HABEN. Lockdown, eingesperrt sein und Einschränkungen haben dazu geführt, dass wir das Beste aus uns herausbringen.
ICH HABE DAS GROSSE VERGNÜGEN, DIR ZU SAGEN, DASS ES HOFFNUNG GIBT UND DASS „ES MÖGLICH IST“: Vorwärts gehen, sich weiterentwickeln oder weitergehen. Es sind die schlimmsten Momente, in denen